Mittlerweile kann ich auf über zwanzig Jahre zurückblicken, in denen ich mehr oder weniger Romane geschrieben habe. Im Laufe dieser Zeit habe ich eine wirklich interessante Sache entdeckt und das sind die kleinen Zufälle. Sie verstecken sich, um gerade im richtigen Moment auf den Plan zu treten und mich zu verwundern. Anders kann ich es nicht nennen. Diese Zufälle verwundern mich. Zwei Beispiele: Während des Schreibens meines Romans „Die Sehnsucht des Prinzen“, war bereits das Setting klar (das sich aus dem ersten Roman ergeben hat. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass ein zweiter Teil nicht geplant war. Doch ich werde immer wieder von meinen Figuren überrascht und Leonard hat mich nicht losgelassen.) Der Familiensitz der Prinzen lag unweit von St. Ives, einem schönen Städtchen in Cornwall. Dass Isabel meine Protagonistin, ein Faible für die Malerei hat, war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls klar. Nun überlegte Leonard, eine Galerie in St. Ives zu eröffnen. Bei der Recherche, ob es einen solchen Ort tatsächlich an dieser Stelle gibt, stieß ich auf die Information, dass dort tatsächlich eine Tate Gallery existiert. Ich erwähne nur am Rande, dass es davon zwei in London und eine in Liverpool und jene in St. Ives gibt. Perfekt, etwas Besseres kann einem Autor nicht passieren!
Heute ereilte mich eine weitere perfekte Fügung. Ich schreibe zurzeit an einem neuen Roman der Reihe „Verhängnisvoll“. An dieser Stelle wird darüber nicht viel verraten, außer, dass Richard Townsend sehr zurückgezogen in den Bergen lebt und einer jungen Frau das Leben rettet. Da sie sich ein Bein gebrochen hat, überlegt sie, was sie machen könnte, um sich die Zeit zu vertreiben. Denn wochenlang auf einem Heusack liegen zu müssen, kann einen schon den ein oder anderen Nerv kosten. Zum Glück hat Richard ein einziges Buch in seinem Besitz, das er ihr übergibt. Nun muss an dieser Stelle natürlich recherchiert werden, welches Buch dies sein könnte. Die Handlung spielt um 1930 und das Buch muss bereits um 1918 erschienen sein. Deswegen greife ich zu meinem Lieblingsnachschlagewerk – in diesem Fall nicht das Internet – „Daten der Weltgeschichte“ und suche die Spalten nach einem passenden Werk, geschrieben von einem Engländer, ab. Ich stoße auf das Buch „Sieg“ von Joseph Conrad (erschienen im Jahre 1915, ein englischer Roman). Bevor ich aber meine Protagonisten darin blättern lasse, nehme ich nun das Internet zu Hilfe und suche nach dem Inhalt. Die Handlung: Der Protagonist lebt zurückgezogen auf einer Insel und rettet einer Frau das Leben. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass mir der Hut vom Kopf geflogen wäre, hätte ich einen getragen! Habe das Buch bestellt und werde es lesen – allerdings erst, wenn ich mit meinem Roman fertig bin, um mich nicht auf andere Ideen bringen zu lassen. Danach werde ich mich dann von den weiteren Parallelen überraschen lassen!
Schreiben ist ein spannender Prozess und ich liebe es, mich von der Handlung davontragen zu lassen, um irgendwann zu entdecken, dass sich der Kreis schließt.